Die libanesische Thawra (arab. Revolution) ist eine feministische Bewegung. Frauen* sind Herz und Ausdauer der Proteste. Mit einem von ihnen vorgetragenen kollektiven Konsens werden Grenzen zwischen einzelnen Gesellschaftsgruppen aufgebrochen und die libanesischen Bürger:innen gehen erstmalig in dieser Einheit auf die Straße. Die Thawra ist generationsübergreifend, kämpft gemeinsam gegen sexuelle Übergriffe, unterstützt die LGBTQI+ Community und hilft Menschen, die durch die Finanzkrise in Armut leben. Die Thawra ist der Kampf für eine gerechte Zukunft und gegen korrupte Politiker:innen. Ein Leitmotiv der Proteste: Kelon yani Kelon – Alle heißt Alle!
Lilian Mauthofers Fotografien dokumentieren die Kraft und Energie dieser Proteste: Sie zeigen die stärkenden Aspekte des Empowerments für Frauen*, für Unterdrückte und für Gefährdete auf. Damit weichen die Fotografien von der üblichen, weitgehend eurozentristischen Berichterstattung ab, die allzu oft von Gewalt und Chaos in Nahost berichtet. Gleichzeitig basiert die Präsentation auf der selbstreflexiven Arbeitsweise der Fotografin. Sie widmet sich dem Spannungsfeld von Self and Other und spricht den Konflikt mit sich selbst als Ausländerin in Beirut an: Welche Rolle und welche Verantwortung habe ich, da ich nun in diese Proteste reingestolpert bin?
Die Fotografien der Thawra unterstreichen die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes und die Stärke einer Gruppe, die für die gleichen Rechte für alle eintritt. Die Präsentation zeigt, dass widrige Umstände gemeinsam bekämpft werden können. Auch in einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft müssen die Errungenschaften täglich und insbesondere in Zeiten wie diesen verteidigt und gelebt werden.
Die gesamte Ausstellung ist auch online abrufbar.