Jedes Individuum nimmt seinen eigenen Körper mit allen Sinnen wahr – und ebenso die Körper von Anderen. Das menschliche Auge ist imstande alle Formen, Wellen, Falten, Erhebungen, Gruben und Ecken der Oberfläche des Körpers festzuhalten. Diese Formen bewegen sich oder werden bewegt. So entstehen Mimik und Gestik – die Körpersprache. Durch die Haut, die alle inneren Organe umhüllt und die Körperteile zusammenhält, kommt der Körper mit anderen Menschen, Objekten und mit seinem Umfeld in Berührung.
Der menschliche Körper ist nicht nur ein sinnlich erfahrbares Gebilde. Er wird immer wieder durch soziale und kulturelle Phänomene transformiert und an die jeweils aktuelle Realität angepasst. Durch das kategorisierende Denken des homo sapiens, des “vernünftigen Menschen”, wird der Körper zu einer reinen Konstruktion. Ist dieser Körper, den ich gerade sehe, “weiblich” oder “männlich”, alt oder jung, gesund oder krank, keins davon oder beides? Solche Eingrenzungen seiner Formenvielfalt normieren, unterdrücken und tyrannisieren ihn. Doch der Körper selbst kennt keine Grenzen: Er lässt sich nicht so einfach zuordnen, gelangt ohne Unterbrechung von einer Kategorie zur anderen, ist manchmal das “Eine”, manchmal das “Andere”, oft aber keins davon. Der Körper ist fließend.