Ein Text von: Natalie Scholder
Gelesen von: Petra Beck
Ein Text von: Natalie Scholder
Gelesen von: Petra Beck
Written by: Natalie Scholder
Read by: Ralph Williams
Auf dieser Fotografie von Lilian Mauthofer sehen wir im Vordergrund eine Frau* in der verbalen Konfrontation mit einem Soldaten. Ihre Mimik und Gestik sind Ausdruck von Wut.
Die Revolution im Libanon – die sogenannte Thawra – begann im Oktober 2019. Der Auslöser war letztendlich die Ankündigung einer Steuer auf WhatsApp Anrufe. Dies führte zum sofortigen Aufschrei, da Telefondienste im Libanon bereits sehr teuer waren. Diese Steuererhöhung ist nur ein Beispiel von vielen, in denen regierungsnahe Firmen mit Monopol die Preise hochtreiben. Die Protestierenden der Thawra fordern ein Ende der Korruption durch eine neue, konfessionsunabhängige Regierung. Weitere Anliegen sind die Gleichberechtigung von Frauen sowie Zugang zu sauberem Wasser und ausreichend Strom. Revolution im Libanon heißt Grenzen übertreten, mit Tabus brechen, aufs Ganze gehen.
Als Reaktion auf die Proteste kündigte der Regierungschef Saad Hariri am 29. Oktober 2019, ungefähr 10 Tage nach Beginn der Revolution, seinen Rücktritt an. Seine Regierung war seit Ende des Bürgerkrieges 1990 an der Macht. Damit gaben sich die Protestierenden aber noch lange nicht zufrieden. Sie forderten als nächsten Schritt die Bildung einer neuen Regierung.
Die Revolution beschränkt sich nicht nur auf die Hauptstadt Beirut, sie betrifft das ganze Land. Nachdem ein Protestierender von einem Soldaten erschossen wurde, kam es vermehrt zu gewaltsamen Zusammenstößen mit dem Militär. Um die Bevölkerung zu beruhigen, wurde am 19. Dezember der ehemalige Universitätsprofessor Hassan Diab (ein sunnitischer Muslim) zum Regierungschef ernannt, der nun eine neue Regierung bilden sollte. Doch die Bildung einer neuen Regierung dauerte bis Ende Januar diesen Jahres an.
Einige demonstrierten weiter, manche warten die Maßnahmen der neuen Regierung ab. Für die Bevölkerung wird die Lage jedoch weiterhin schlimmer und das demonstrieren mühsamer, denn das wirtschaftlich und politisch geschwächte Land wird aktuell durch die Corona Krise besonders stark getroffen. Der Libanon befindet in einer schweren Wirtschafts- und Bankenkrise. Es mangelt an Lebensmitteln, sauberem Wasser und Medikamenten. Immer mehr Menschen verlieren ihren Job und damit ihre Lebensgrundlage.
Seit dem Shutdown durch den Ausbruch von Corona waren die Straßen leer. Es herrscht eine strenge Ausgangssperre. Die Proteste wurden aber digital weitergeführt und einige revolutionäre Gruppen organisieren Netzwerke für die Corona Hilfe und engagieren sich beispielsweise für die Verteilung von Medikamenten. Seit April wird die Revolution auf der Straße z.B. mit Autos oder unter Einhaltung der Abstandsregelung wieder aufgenommen, um auch in Zeiten der Pandemie unermüdlich für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Die Thawra hat bisher ungeachtet ihres Erfolgs oder Misserfolgs die Menschen zusammengeführt zu einer Stärkung der Gemeinschaft und der Solidarität beigetragen.
In this photograph by Lilian Mauthofer, we see a woman* in the foreground who is in verbal confrontation with a soldier. Her facial expressions and gestures express anger.
The revolution in Lebanon – the so-called Thawra – began in October 2019, ultimately provoked by the announcement of a tax on WhatsApp calls. This led to an immediate furore, as telephone services in Lebanon were already very expensive before. This tax increase is just one example of many in which government-affiliated companies with a monopoly are driving up prices. Thawra protesters are demanding an end of corruption with a new, non-denominational government. They also demand equal rights for women, access to clean water and reliable electricity service. Revolution in Lebanon means crossing borders, breaking taboos and risking governmental repression.
In response to the protests, the head of government Saad Hariri announced his resignation on 29 October 2019, about ten days after the start of the revolution. His government had been in power since the end of the civil war in 1990. But the protesters were not satisfied with the resignation of the government. They did not stop protesting and demanded a new government as the next step.
The revolution is not limited to the capital Beirut but affects the whole country. After a protestor was shot by a soldier, there were violent clashes with the military. In order to calm the population, former university professor Hassan Diab (a Sunni Muslim) was appointed head of government on 19 December, who was supposed to form a new government. However, it took until the end of January until a new government was appointed.
Some continued to demonstrate, some are waiting for the new government to take action. Yet, for the people the situation continues to get worse and protesting has become even more difficult, because the economically and politically weakened country is currently being hit very hard by the Corona crisis. Lebanon is in a severe economic and banking crisis. There is a lack of food, clean water and medical supplies. More and more people are losing their jobs and homes.
Since the shutdown due to the outbreak of Corona, the streets have been empty due to a strict curfew. But the protests have continued digitally, and some revolutionary groups are organising networks for Corona help and are for instance involved in distributing medicine. Since April, the revolution has been restarted on the streets e.g. with cars or in compliance with social distancing regulations in order to fight tirelessly for a better future even in times of pandemic. The Thawra, regardless of its success or failure, has so far brought people together and contributed to a strengthening of community and solidarity.